Chronik

 

25 Jahre "Die Meute" 1995

 

Liebe Leser der Chronik!


Mit dieser Chronik soll der Weg der Aktionsgruppe "Die Meute" e.V. schriftlich festgehalten werden. Im Laufe der Jahre entschwindet doch manches aus der Erinnerung. Auch für neue Mitglieder ist es interessant den Weg der Meute nachlesen zu können.

Es soll hier ein Stück Neuschloß aufgezeichnet werden und zwar wie es Jugendliche und junge Erwachsene erlebt haben.

1970

Anfangen möchten wir mit dem Geburtstag der Meute am Buß- und Bettag im Jahre 1970. Wir waren damals ein Freundeskreis Jugendlicher im durchschnittlichen Alter von 18 Jahren. Nach unsere Schul- und Berufsausbildung suchten wir buchstäblich nach einer Freizeitmöglichkeit und einem Treffpunkt.
Wir wollten nicht mit unseren Eltern abends am Fernseher sitzen.
Unser Treffpunkt war die Bushaltestelle zu jeder Jahreszeit. Besonders im Winter war dies manchmal sehr unangenehm.
Dadurch dass wir immer im Rudel zusammen aufgetreten sind, prägte sich bald der Begriff Die Meute in unseren Sprachgebrauch ein. Später bei der Benennung des offiziellen Vereinsnamens Aktionsgruppe Die Meute" e.V. hätten wir keinen besseren Namen finden können.

Unser Mitglied Norbert Fendrich stellte seinen privaten Partyraum im Keller, im
Wohnblock der damaligen Spedition Köhler zur Verfügung.
Unsere Idee damals war, aus einem losen freundschaftlichen-Bekanntenkreis, eine
feste Gruppe zu gründen, die ihre Freizeit gemeinsam plant und gestaltet.

Es stellt sich heute die Frage, ob es auch da zu gekommen wäre, wenn es wie z.B. in Hüttenfeld einen Fußballverein, eine Freiwillige Feuerwehr oder eine kirchliche Jugendgruppe gegeben hätte.


1971

 

Dadurch, daß es immer mehr Mitglieder wurden, mußten wir uns nach einem größeren Raum umsehen. Die Schloßbewohnerin Frau Kellermann (1995 ist sie 90 Jahre alt geworden) stellte ihrem Enkel Heinz Staab daraufhin ihren Kellerraum im Schloßgebäude zur Verfügung.

Unter größten Mühen begannen wir den Raum so herzurichten, daß wir uns darin aufhalten konnten und dies unter primitivsten Umständen. Als Sitzgelegenheiten dienten Holzkisten und Gegenstände vom Sperrmüll. Der Strom kam durch ein Verlängerungskabel aus einer Wohnung in der ersten Etage des Schloßgebäudes.

Unser Traum war damals ein Raum, mit Heizung, Strom, Wasserleitung, Stereoanlage und Lichtorgel.

Der erste Schritt in die Verwirklichung dieser Vorstellungen sollte kommen, als 1972 eine Schloßbegehung des damaligen Bürgermeisters Hans Pfeiffer mit dem Ortsbeirat stattfand. Durch die Kenntnis der Umstände in Neuschloß und beeindruckt von der Eigeninitiative der Jugendlichen wurde vom Bürgermeister Pfeiffer der Vorschlag gemacht, den Keller auszubauen.

Durch Materiallieferungen des Stadtbauamtes und in Eigeninitiave, wurden dann mit Hilfe des damaligen Schloßbewohners Karl-Heinz Hahl Wände gezogen, Türen gesetzt und elektrische Leitungen von einer Fachfirma gelegt.

 

1973

Am 30. Oktober 1973 war es dann endlich so weit. Es fand die offizielle Einweihung des Meute-Kellers statt; mit Herrn Bürgermeister Hans Pfeiffer, Herrn Stadtverordneten- vorsteher Weihmann und dem Ortsbeirat von Neuschloß dessen Vorsitzende damals Frau Walter war.

Die Lampertheimer Zeitung schrieb damals:

Diese Meute" ist positiv.

Selten, daß eine Meute" so aktiv und einsatzfreudig ist: Die Aktionsgruppe Die Meute" im zweitkleinsten Lampertheimer Stadtteil Neuschloß realisiert jetzt einen langen gehegten Wunsch und zog in einen Jugendraum ein. Alles ist zunächst etwas romantisch: Ein Schloß, daß auch schon einmal bessere Zeiten erlebt hat, dicke Mauern, eine rustikale Kellertreppe, weißgetünschtes Gewölbe, hie und da ein paar rote, blaue und grüne Farbtupfer.

Drinnen aber, in der Schloßunterwelt ist was los, dominiert die Gegenwart. In einem großen Keller dieses altwürdigen Schloßes haben die Jugendlichen der Gruppe Die Meute" fleißige Handwerker gespielt.

Mit finanzieller und materieller Unterstützung der Stadt, unter sachkundiger Anleitung von Walter Hilsheimer vom Stadtbauamt und mit Hilfe von Karl-Heinz Hahl wurde fleißig gewerkelt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, der Raum kommt mit seiner Discothekenatmosphäre den Vorstellungen der jungen Leute entgegen. Und die drehen sich in erster Linie um Musik zu hören, gelegentliche Tanzabende, um Diskussion und um Kommunikation.

Die Gruppe möchte diesen Jugendtreff in Selbstverwaltung führen."

 

Zum Punkt Selbstverwaltung ist folgendes sagen. Woher kam eigentlich diese Idee

einen Jugendtreffpunkt in Neuschloß zu führen und dies in Selbstverwaltung.

Beim Vortreffen zu dieser Jubiläumsveranstaltung wurde diese Frage von den heute

Aktiven, den älteren, ehemaligen Mitgliedern gestellt.

 

War es die 68er Generation die Euch beeinflußt hat? Dies kann direkt mit einen Nein beantwortet werden. Wir waren 1968 im Durchschnitt 16 Jahre alt. Die Ereignisse haben uns zwar beeindruckt und wir hatten das Gefühl, daß es hier für auch berechtigte Gründe gibt. Aber die richtige Deutung dieser Ereignisse konnten wir nicht ganz begreifen.

Einen wesentlich größeren Einfluß auf uns, hafte das Filmereignis Woodstock. Wo Jugendliche zu einem friedlichen Zusammentreffen kamen, um gemeinschaftlich Musik zu hören.

 

Das Thema Jugendzentrum in Selbstverwaltung, war damals in den Städten und Gemeinden neben dem Thema Fußgängerzonen eines der meist diskutierten Themen in der Kommunalpolitik.

Die Jugendlichen waren damals der Auffassung, wenn wir die Welt nicht ändern können, dann wollen wir zu mindest unsere eigene Freizeitmöglichkeiten selbst bestimmen. Durch den Besuch der Jugendzentren in Bürstadt und in Mannheim waren wir vorgewarnt und bestärkt in der Meinung, daß es eine feste Gruppe sein muß, die einen offenen Jugendtreffpunkt unterhält. Es kann nicht sein, daß jeder zufällige Besucher mitbestimmen kann, was im Jugendtreff geschieht. Für damalige Verhältnisse war diese Einstellung der Meute mutig und für manchen Außenstehenden unverständlich. Es war sicher auch eine Garantie dafür, daß Die Meute" heute ihr 25-jähriges Jubiläum feiern kann.

Eine weitere Besonderheit und Garantie für Die Meute" ist es, daß nur aktive Mitglieder im Verein sein können. Ausnahmen sind Bundeswehr und der Besuch von einer weiterbildenden Schule .Da nur aktive Mitglieder im Verein sind, bedeutet dies einerseits Stärke. Im Gegensatz dazu, z.B. können bei einem Gesangverein, passive Mitglieder einen Verein durchaus stützen.

Dabei sei noch erwähnt, daß bei einem jungen Menschen die Interessen sehr schnell wechseln können und es so zu einem laufenden Mitgliederwechsel kommt. Dies bringt auch Probleme für die Kontinuität mit sich.

Zusammenfassend ist zu sagen: Mitglied in der Aktionsgruppe Die Meute" können nur aktive Mitglieder sein. Aufgabe ist es, den Treffpunkt Meute-Keller zu organisieren, der grundsätzlich jedem Besucher bei den allgemeinen Öffnungszeiten offen steht. Jedes Mitglied muß sich turnusmäßig an der Aufsicht, Thekendienst und bei der Reinigung des Kellers beteiligen. Das geschieht bei der Zusammenfassung dieser Aufgaben wöchentlich.

 

Die Öffnungszeiten waren: Montags, Dienstags, Donnerstag 19-22 Uhr, Freitags 19- 23 Uhr.

Einmal  in der Woche findet eine Mitgliederversammlung statt, in der die Planung von Veranstaltungen, die Organisation, die Finanzen und Probleme des Treffpunkts Meute- Keller besprochen werden. Diese Sitzungen sind für Nichtmitglieder nicht öffentlich.

Zu dem Thema Problemen ist zu sagen, das Die Meute" bisher mit den negativen Themen wie Gewalt und Drogen fertig geworden ist. Die Selbstreinigungskräfte waren bisher so stark, daß dies nie zu einem größerem Problem wurde.

Diese Hindergrund-Information ist wichtig, um zu verstehen, warum es in Neuschloß den Treffpunkt Meute-Keller gibt.

Über die heutigen Perspektiven wird am Ende der Chronik berichtet. Es sind verschiedene Veränderungen notwendig, daß die Aktionsgruppe Die Meute" weiter bestehen kann, und der Meute-Keller als Treffpunkt für Erwachsene und Jugendliche geöffnet bleibt.

1974

Im Frühjahr 1974, ein halbes Jahr nach der offiziellen Eröffnung, sieht sich Die Meute", einer massiven Kritik in der Neuschlößer Bevölkerung ausgesetzt. Die Meute" sah sich dadurch zu einer Antwort veranlaßt und lud die Kritiker des Meute-Kellers zu einem Diskussionsabend ein. Leider kniffen die Kritiker an diesem Abend und es wurden auch keine konkreten Vorwürfe vorgebracht.

Ein größerer Bericht von diesem Abend in der Lampertheimer-Zeitung (siehe Anhang) und ein persönlicher Kommentar des damaligen Redakteurs Herrn Wolfgang Werry führten dazu, daß Die Meute" nicht mehr willkürlichen und haltlosen Anschuldigungen in der Neuschlösser Bevölkerung ausgesetzt war. Berechtigter Kritik jedoch war Die Meute" gegenüber aber auch aufgeschlossen und es wurde Abhilfe geschaffen.

In diesem Jahr wird Die Meute" Mitglied im Stadtjugendring Lampertheim, der damals recht aktiv war. Mit Horst Gützkow war Die Meute" auch im Vorstand des StJR vertreten und arbeitete so am Jahresprogramm mit. Auf Anregung der Meute wurden 2 Discoparties im Saal der Zehntscheune veranstaltet; mit damals Deutschlands größter rollenden Diskothek Fips & Judit".

Auch war Die Meute" mit einer Delegation bei den Jugendverschwisterungsfeiern in Wierden vertreten.
Ein Höhepunkt in den Aktivitäten des StJR war der Besuch des PINK FLOYD Konzerts (1977) in der Frankfurter Festhalle. Wo StJR und Die Meute" eine gemeinsame Busfahrt organisierten.

Auf sanften Druck von Frau Walter (Ortsvorsteherin) und der Stadtverwaltung, wurde
aus der Aktionsgruppe Die Meute" ein eingetragener Verein gegründet:
Obwohl juristisch einwandfrei, hat das Amtsgericht Lampertheim, die Eintragung ins
Vereinsregister verzögert.

1976

Auf das Engagement und Intervention des damaligen Sport- und Kulturamtsleiters Herrn Horst Aßmuth, erfolgte dann endlich die Eintragung ins Vereinsregister.


1978

 

Im April beginnt der 2. große Umbau des Kellers. Auf einen Beschluß des Magistrats, wird auf Antrag der Meute, der Keller in seiner heutigen Ausstattung ausgebaut. Eine wesentliche Verbesserung der Aktivitäten, brachte der 2. Kellerraum. In ihm war es möglich Tischtennis zu spielen, Skat-Turniere zu veranstalten und es wurde auch ein Billardtisch aufgebaut. Die Toilettenanlagen im Hof, wurden neu gebaut und standen ab dieser Zeit alleine dem Meute-Keller zur Verfügung.

 

1979

 

Im März war dann die offizielle Einweihung in Anwesenheit von Herrn Bürgermeister Hans Pfeiffer.

Dieser Ausbau und die Erweiterung des Kellers, brachten einen Aufschwung in den offenen Treffpunkt.

 

1983

 

Fand dann ein Generationswechsel statt. Bis ca. 1985 sind alle Gründungsmitglieder aus den Aktivitäten der Meute ausgeschieden. Die 2. Generation übernahm die Aktivitäten und auch die Verantwortung über den Meutekeller.

 

1986

 

Wurde wieder eine gründliche Renovierung von den Mitgliedern durchgeführt. Auf Anweisung von Herrn Bürgermeister Gisbert Dieter, stellte die Stadt Lampertheim die erforderlichen Materialien zu Verfügung.

 

1988 u. 1989

 

Wurden im Schloßhof, 2 Sommerfeste zu Gunsten der Kinderkrebshilfe in Heidelberg veranstaltet.

 

1990

 

Feiert Die Meute" ihr 20jähriges Bestehen. Es kommt zu einem Treffen von fast allen ehemaligen Mitgliedern der Meute im Keller. Es wurden viele Erinnerungen ausgetauscht und es war eine gelungene Party.

 

1993

 

Ab diesem Jahr beteiligt sich Die Meute" an der Lampertheimer Kerwe.

 

1994

 

Die Meute muß den 2. Kellerraum auf Anweisung der Stadtverwaltung zur freien Verfügung für Kinder und Jugendliche abgeben. Da keine verantwortlichen Personen benannt wurde, brachte dies viele Probleme mit sich. Auch konnten keine befriedigenden Ergebnisse in Gesprächen mit der Stadtjugendpflege gefunden werden. Als Konsequenz, wurde die Anweisung wieder zurückgenommen. Der 2. Kellertraum ist heute wieder in Verwaltung der Meute.

 

1995

 

Die Meute" feiert ihr 25-jähriges Bestehen.

 

Wie die Zukunftsaussichten sein werden, darüber werden in den nächsten Monaten

Gespräche von ehemaligen Mitgliedern und den heute aktiven Mitgliedern geführt.

Ein Beginn zu diesen Gesprächen waren die Vorbereitungen zum 25-jährigen Bestehen.

Der Zeitgeist hat sich geändert und Die Meute" muß dies berücksichtigen.

 

Mit Stolz wollen wir darauf verweisen, daß wir der 1. eingetragene Verein in der Geschichte von NEUSCHLOSS sind.

 

 

Vorsitzende und Gründungsmitglieder

 

 

1. Vorsitzende waren:

 

1970-72       Heinz Staab

1972-77       Horst Gützkow

1977-83       Heinrich Kronauer

1983-85       Renate Kronauer

1986-87       Werner Dieck

1987-93       Bernd Misterek

1993-95       Rolf Wegerle


Gründungsmitglieder:

Heinz Staab

Norbert Fendrich

Horst Gützkow

Heinrich Kronauer

Lutz Kronauer

Ludwig Gescheidle

Hans-Günther Welker

Karl- Heinz Zeuke


Diese Chronik wurde erstellt von Horst Gützkow in Zusammenarbeit mit
Heinrich Kronauer und Horst Irrgang.


Neuschloß im Oktober 1995